Wissenschafts-kommunikation für Jugendliche via Printmedien – Ein “Lost Cause” oder immer noch der richtige Weg? Wie lassen sich Kinder für die Wissenschaft begeistern?

von Julia, Philipp und Arnela 

Wir leben in einer von Smartphones und Tablets dominierten Ära, in der die menschliche Aufmerksamkeitsspanne immer kürzer wird und die Jüngsten unserer Gesellschaft der vollen Breite der schnellen und billigen Unterhaltung durch TikTok und Co. vollends ausgeliefert sind. Die auf die Kinder fokussierte Wissenschaftskommunikation kämpft mit einer bunten Vielfalt kindgerechter Inhalte gegen die totale Dominanz der digitalen Medien. Doch sind die Printmedien für Kinder und Jugendliche wirklich ein “Lost Cause” oder handelt es sich dabei nur um ein Vorurteil?

Die Wissenschaftskommunikation als ein Lost Cause abzustempeln, wäre etwas voreilig. Doch in einer Welt, in der YouTube, TikTok und Co. die Unterhaltung dominieren, steht die Frage zweifelsohne im Raum: Sind Printmedien, insbesondere im Bereich der Wissensvermittlung für Kinder, noch zeitgemäß? Bei vielen Kindern weicht die spielerische Neugier, sich durch Dinosaurier- oder Tierlexika zu blättern, dem schulischen Zwang des Lesens. Bücher sind langweilig, in Zeitschriften und Magazinen werden höchstens die bunten Illustrationen angeschaut und warum sollten sie ihre kostbare Freizeit mit Lesen verschwenden, wenn sie für die Schule bereits so viel lesen müssen? Insbesondere in einer Zeit, in der visuelle Reize und kurze Videos ein fester Bestandteil ihres Alltags geworden sind. Doch bevor wir voreilige Schlüsse ziehen, ist es essentiell, genauer hinzusehen.

Ein Vorurteil gegenüber der Printmedien?

Printmedien gelten bei der Jugend oft als altmodisch und werden häufig mit langweiligen Schulbüchern in Verbindung gebracht. Die Erinnerung an Pflichtlektüren in der Schulzeit ruft bei vielen ein unangenehmes Gefühl hervor. Wer kennt es nicht? Das Buch wurde bis zum Vorabend der Klausur noch nicht gelesen, schnell suchen wir auf YouTube die Zusammenfassung unserer Wahl heraus, bevorzugt visualisiert durch Playmobilfiguren und sind perfekt vorbereitet. Aber ist das Faulheit? Bequemlichkeit? Vielleicht. Es ist jedoch ein Teil der Entwicklung des Leseverhaltens bei den 12-19 Jährigen.

Der Medienpädagogische Forschungsverbund Südwest (MPFS) führt jährlich die sogenannte JIM-Studie durch, bei der Jugendliche nicht nur zu ihrer digitalen Mediennutzung befragt werden, sondern auch zu ihrem Leseverhalten. Bei der ersten Befragung 2013 gaben noch 40% der befragten Jugendlichen an, täglich oder mehrmals wöchentlich zu lesen. 2023 sind es nur noch 35%, wer denkt, man könne klar von einem negativen Trend sprechen, muss jedoch die gesamte Studie betrachten, denn 2023 verzeichnet ein Plus von drei Prozent zu den beiden Vorjahren (32%). Damit ist die Nutzung von Printmedien ebenfalls erstaunlich stabil geblieben, obwohl seit 2013 Apps wie SnapChat, Instagram,TikTok oder Streaming-Dienste wie Netflix und Disney+ immer weiter den Alltag von Jugendlichen durchdringen.

Die bunte Vielfalt der Printmedien

Bunt, lebhaft und informativ. Die Kinderzeitung.
Um gegen die verkürzte Aufmerksamkeitsspanne zu wirken, verwenden Kinderzeitschriften wie zum Beispiel Geolino anschauliche Illustrationen und altersgerecht aufbereitete Themen. Sie sind auf kindgerechte Wissensvermittlung spezialisiert, aber nicht jede Familie kann sich ein Heft für 4€ oder mehr leisten.
Es gibt jedoch auch kostenlose Angebote, die genau diese Lücke zu füllen versuchen, wie Medizini und Junior. Doch auch hier müssen die Erziehungsberechtigten das Angebot kennen und nutzen.

Ausführlicher als Kinderzeitungen sind Kinderlexika, welche das Ziel haben, ein umfassendes Wissensangebot bereitzustellen und spielerisch Begeisterung hervorzurufen. Mit zunehmendem Alter scheint diese Begeisterung aber immer weiter abzunehmen.
Kinder benötigen visuelle Anreize und greifbare Experimente, um nachhaltig fasziniert zu sein. Digitale Medien sind an dieser Stelle fesselnder, bieten jedoch nicht dieselbe haptische Erfahrung wie Bücher. Ein positives Beispiel hierfür ist „Wieso? Weshalb? Warum?“, welche mit aufklappbaren Bildfenstern und Schiebe-Elementen arbeiten.

Kinderunis und Wissenschaftsmessen

Zwei Mädchen beugen sich über ein Aufgabenheft
Interaktive Angebote und gemeinsames Lernen stärken das Interesse an wissenschaftlichen Themen. Bild: Pixabay

Die Wissenschaftskommunikation ist nicht untätig geblieben. Als Gegenmaßnahme für das fehlende Interesse wurden Kinderuniversitäten und interaktive Wissenschaftsmessen ins Leben gerufen. Kinderunis und Wissenschaftsmessen sind eher unbekannt, doch für Kinder stellen sie eine immersive Erfahrung dar. Aber auch Messen wie die “Experimenta” in Heilbronn ermöglichen Kindern und Jugendlichen, Wissenschaft hautnah zu erleben und selbst Hand anzulegen. Durch die Interaktivität dieser Veranstaltungen wird Spaß und Wissen kombiniert.

Übrigens: Die Universität Tübingen besitzt seit 2002 eine Kinderuni, bei der Lehrende ihre Forschung für die heranwachsenden Wissenschaftler*innen auf einem passenden Niveau erklären.

Wie sieht nun die Zukunft aus? Ein Ausblick.

ein Kleinkind sitzt am Laptop vor einer Schultafel, auf der viele Fragezeichen geschrieben sind
Was hält die Zukunft der Wissenschaftskommunikation für unsere Kinder bereit? Bild: Pixabay

Die Zukunft der Wissenschaftskommunikation für Kinder und Jugendliche liegt nicht im krampfhaften Festhalten an traditionellen Medien wie Lexikas, Wissenschaftsmagazinen oder Kinderzeitungen. Eine Hybridlösung wäre die Antwort. Printmedien sind weiterhin eine große Säule, denn wie die JIM-Studie belegt, lesen immer noch ein Drittel der 12-19 Jährigen regelmäßig. In Zukunft werden neue Wege entwickelt, um möglichst viele junge Menschen für die Wissenschaft zu begeistern. Eine Lösungsvorschlag wäre beispielsweise, das Print-Angebot interaktiv und digital aufzuwerten, damit es mit zeitgemäßen und interaktiven Ansätzen ausgestattet ist. Im Idealfall besitzt es eine Breite an Basisinformationen und erweckt verstärktes Interesse bei den Kindern und Jugendlichen. Bereits erste Pionier*innen zeigen, wie ein Hybridangebot aussehen könnte: @Daniel Jung rettet mit seinen Matheerklärvideos das ein oder andere Mathe-Abitur und bietet dafür auch Bücher an. Oder Wissenschaftsjournalistin Mai Thi Nguyen-Kim, bekannt aus Formaten wie @MaiLab und @Quarks, deren Sachbuch “Komisch, alles chemisch!” es sogar auf die Spiegel-Bestsellerliste geschafft hat.

In einer Welt, in der Informationen nur eine Google-Suche entfernt sind, muss sich die Wissenschaftskommunikation stetig weiterentwickeln. Neue Mittel und Wege braucht die Wissenschaft, um sie für die nächsten Generationen attraktiv zu machen.


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