Apple Vision Pro: Der Aufbruch in die virtuelle Welt oder ein weiterer Flop? 

von Samuel 

Über die Weiterentwicklung von kommerziellen VR-Headsets, mit jeweiligen Besonderheiten und Einschränkungen, sowie ein Vergleich mit Apple Vision Pro und Mutmaßungen über ihre Erfolgschancen im Massenmarkt.

Schon seit einigen Jahren erwarten, wünschen und fürchten Menschen den Anbruch einer virtuellen Welt. Viele Firmen versuchten sich bereits daran, die dafür notwendige Technologie zu entwickeln. Doch bis heute beschränkt sich die Nutzung von VR-Headsets auf Technik Freaks, Games und besondere Berufsfelder. Mitte 2023 leitet Tim Cook, CEO von Apple, die Vision Pro mit den Worten “One more Thing” ein und spielt damit darauf an, dass es sich um eine revolutionäre Technologie handelt. Macht Apple VR-Headsets damit endlich für den Massenmarkt tauglich, oder bleibt die virtuelle Welt für den Durchschnittsmensch weiterhin Zukunftsmusik?

Frau trägt Quest 2 und zwei Touch Controller
Schafft das VR-Headset den Einstieg auf den Massenmarkt? Bild: Unsplash

10 Jahre Trail and Error

2012 gründete Luckey die Kickstarter-Firma Oculus Rift und sammelte 2.4 Millionen Dollar. 2 Jahre später erwarb Meta die Firma für 2 Milliarden. Dadurch stieg das Interesse anderer Firmen und der Wettkampf um den größten Marktanteil begann. Zu den bedeutendsten Konzernen zählen Google, Apple, Amazon, Microsoft und Sony.1 Meta’s bahnbrechende Errungenschaft mit der Oculus Rift 2014 war simpel: Verwende die Brille, ohne dich danach übergeben zu müssen. Bislang war die VR-Brillen wegen Latenz-Problemen und damit verbundene Motion-Sickness unzumutbar.2 2016 erschien die HCT VIVE und war das erste kommerzielle VR-Headset, welches freies Herumlaufen in einem zuvor zugewiesenem Bereich erlaubte. Mit 1200×1080 Pixeln pro Auge und 90 Bildern pro Sekunde, war die Immersion beeindruckend, aber noch immer nicht überzeugend.3 2023 stellt Meta die Quest 3 vor. Inzwischen hatte sich die Anzahl der Pixel beinahe vervierfacht.4 Dennoch findet die Quest 3 im Alltag noch keinen Gebrauch. Im Gegensatz zum Smartphone und Personal Computer bleibt die Hightech-Brille ein Spielzeug für Technik-Nerds.

Vision Pro: Revolutionär oder raffiniertes Marketing  

“Welcome to the era of spatial computing.” Dieser Satz erscheint ganz oben auf Appel’s Produktvorstellung. Anstelle von immersiven Fantasie-Welten wirbt Apple mit schwebenden Bildschirmen, die durch das Headset in die echte Welt projiziert werden. Durch eine Vielzahl von Kameras lässt sich die direkte Umgebung als dreidimensionale Repräsentation live wahrnehmen, aufnehmen und abspielen. Streng genommen ist Vision Pro deshalb kein VR-, sondern ein AR-Headset (Augmented Reality). Des Weiteren sind keine Controller notwendig, wie etwa eine Tastatur, Maus oder Joystick. Stattdessen dient eine Kombination von Voice-Recognition, Eye- und Gesture-tracking als Steuerelement. Das auffälligste Feature ist der äußere Bildschirm, welcher die Augen beim Tragen für andere sichtbar macht. Apple versucht sich bewusst von der Konkurrenz abzuheben. So kommt beispielsweise die Bezeichnung AR nur ein einziges Mal auf Appel’s gesamter Webseite vor und bezieht sich nicht einmal auf die Brille selbst. Apple präsentiert etwas nie Dagewesenes und scheint zu hoffen, dass sich niemand an vergangenen AR Fehlschläge erinnert.5 Es ist gut möglich, dass die Apple-Brille das gleiche Schicksal erwartet wie Google Glasses (2013) oder Microsoft’s HoloLens(2016). Diese gerieten durch fehlende Anwendungsbereiche im Alltag in Vergessenheit und setzten sich nicht gegen das Smartphone oder klassische Bildschirme durch.

Warum Vision Pro vermutlich nicht Mainstream wird 

Wer sich jetzt bei dem Gedanken erwischt in den nächsten Apple Store aufzubrechen, um Apple’sHightech-Brille zu erwerben, muss sich noch ein Jahr gedulden. Bislang ist nämlich noch kein Erscheinungsdatum für Europa bekannt und der Verkauf ist nur innerhalb der Vereinigten Staaten möglich. Bei einem Preis von mindestens $3499 ist sowieso für die meisten die Budget-Obergrenze für Designer-Helme weit überschritten. Zudem ist Apple Vision Pro im Gegensatz zum Smartphone für den öffentlichen Raum ungeeignet. Wer tatsächlich den Mut aufbringt, mit einer überdimensionalen Skibrille durch die Innenstadt zu laufen, findet sich schnell in absoluter Dunkelheit wieder. Nicht etwa, weil die dreieinhalbtausend Dollar Kopfbedeckung regelrecht danach schreit, die taumelnden, halbblinden Apple-Fans auszurauben, sondern weil nach gerade einmal 2 Stunden die maximale Akkulaufzeit erreicht ist. Selbst im eigenen Zuhause eingestöpselt, ist die Nutzung nicht endlos möglich. Durch den geringen Abstand zum Bildschirm ermüden die Augen. Außerdem kommt erschwerend hinzu, dass der Nacken durch das Gewicht von über 0,6 kg zu schmerzen beginnen kann. Die größte Hürde für den Mainstream-Erfolg steht sogar noch bevor. Bis jetzt ist noch nicht eindeutig klar, wofür Apple Vision Proüberhaupt notwendig ist. Wer auf den schwebenden Bildschirm im Büro verzichten kann, scheint mit Monitor, Maus und Tastatur noch immer bestens gerüstet. Bei all den Argumenten, die gegen Apple’sBrille sprechen, scheint der Aufbruch in die virtuelle Welt unwahrscheinlich. 

Im Gegensatz zu Google und Microsoft hat Apple jedoch einen entscheidenden Vorteil. Apple wird oft nachgesagt, dass sie eine sehr treue, liquide und impulsive Fan-Gemeinschaft besitzen, denen das Apple-Logo als Kaufentscheidung ausreicht. Dennoch überraschend, ist das Hightech-Gadget bereits ausverkauft, bevor der Vertrieb am 2.2.2024 offiziell beginnt. Zusammenfassend wirkt Apple’s Einstieg in den Markt gleichermaßen revolutionär wie redundant. Ob das Wohlwollen der Apple-Fans die mangelhaften Anwendungszwecke aufwiegt, wird sich in einigen Monaten zeigen.


Beitrag veröffentlicht

in

von

Schlagwörter:

Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert