von Frederic
Instagram, Snapchat, Tik-Tok und Co – seit es die Plattformen gibt, wird diskutiert, wie schädlich diese für Kinder und Jugendliche sind. Einig ist man sich nur darüber, dass viel Konsum zu viel ist und schadet. Und gerade jetzt, wo das Einstiegsalter immer niedriger wird, sind Eltern häufig ratlos darüber, wie sie mit dem Konsum ihrer Kinder umgehen sollen. Doch was genau sind die Auswirkungen? Ab wann sollten Eltern die Grenzen ziehen? Und hat das überhaupt einen Nutzen?
Das Smartphone ist aus dem Alltag von Jugendlichen kaum mehr wegzudenken. Es dient als Informations-, Bildungs-, und Unterhaltungsmedium – all diese drei Bereiche werden von Social Media abgedeckt. Laut der JIM-Studie des medienpädagogischen Forschungsverbund Südwest sind Jugendliche am Tag durchschnittlich 224 Minuten online. Fast alle verwenden WhatsApp als Messenger (94%) , während die sozialen Medien Instagram, Tik-Tok und Snapchat von knapp 60% der Jugendlichen verwendet werden. Gerade unter den jüngeren ist Tik-Tok sehr beliebt und wird laut der Studie ab dem 12. Lebensjahr von jedem zweiten Jugendlichen regelmäßig verwendet. Bei dieser großen Verbreitung von Social Media unter Jugendlichen werden jedoch auch kritische Stimmen immer lauter. So werden vor allem Verlust von Selbstkontrolle und ein Anstieg von Prokrastination, aber auch negative Auswirkungen auf die psychische Gesundheit genannt. Welche negativen Seiten es bei der Nutzung von Social Media genau gibt, und inwiefern sich Eltern bei ihren Kindern einmischen sollen, wird im Folgenden dargestellt.
Die negativen Seiten im Überblick
Die größten Kritikpunkte gegen Social Media richten sich vor allem auf die sozialen Auswirkungen und auf die Konsequenzen, die mit mangelnder Selbstregulation einhergehen.
Der Kommunikationswissenschaftler Adrian Meier von der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg teilt die Gefahren von Social Media in vier Felder ein.1
Sozialer Vergleich
Die ständig gegebene Selbstdarstellung von Influencer*innen ist geprägt von der Präsentation von vermeintlichem Reichtum und unrealistischen Körperformen. Oftmals nehmen sich Jugendliche die beliebten Persönlichkeiten als Vorbild, auch wenn sie wissen, dass das Leben hinter den Online-Profilen ganz anders aussieht. Das wirkt sich negativ auf das eigene Selbstbild und das Selbstbewusstsein von Jugendlichen aus.
Sozialer Aus- und Einschluss
Da fast alle Jugendlichen Social Media verwenden, kann das Gefühl entstehen, etwas zu verpassen, wenn sie kein Teil der Online-Welt sind, was auch „Fear of missing out“ genannt wird. Auf der anderen Seite ist auch Cybermobbing ein Teil der Realität von Social Media.
Selbstkontrolle und Prokrastination
Die große Bandbreite an kurzen Videos, die möglichst hohe Aufrufzahlen erzielen sollen und daher eine hohe Informationsdichte aufweisen, haben gepaart mit den sehr gut entwickelten Empfehlungsalgorithmen das Potential große Zeitfresser zu werden. Dabei kann eine mangelnde Selbstkontrolle dazu führen, dass vorgenommene Aufgaben vernachlässigt und aufgeschoben werden oder die Beschäftigung mit Hobbys in den Hintergrund gerückt wird.
Schlafdefizite
Ganz ehrlich: Wir wissen alle, dass wir zum Wohle unserer Schlafqualität keine digitalen Geräte abends benutzen sollten. Und doch halten sich die Wenigsten von uns daran. Auch bei Kindern und Jugendlichen dürfte dies nicht anders sein, was nicht nur zu späteren Bettgehzeiten, sondern auch zu fehlender Ruhe und Entspannung vor dem Einschlafen führt, wenn aufregende oder interessante Inhalte entdeckt werden.

Wie sollten Eltern auf das Nutzungsverhalten ihrer Kinder reagieren?
Als Elternteil sollte nicht davon ausgegangen werden, dass Kinder und Jugendliche mit den Online-Plattformen alleine klarkommen. Eltern sollten die Social Media Nutzung nicht verbieten, da dadurch soziale Ausgrenzung ihrer Kinder droht. Das Nutzungsverhalten zu beobachten, und mit den Kindern im Austausch stehen, ohne anklagend zu sein, empfiehlt Prof. Isabel Brandhorst2, Leiterin der Forschungsgruppe Internetbezogene Störungen und Computerspielsucht am Universitätsklinikum Tübingen. Nur auf Regulation zu setzen sei für sie nicht zielführend. Dennoch raten Expert*innen dazu, Kinder im Grundschulalter keinen Zugang zu Social Media zu gewähren, da ihre Bedürfnisse und Reife nicht zu den Inhalten auf besagten Plattformen passen.
Zu guter Letzt sollte angemerkt werden, dass auch Eltern ein problematisches Verhältnis zu Social Media haben können. Mit ihrem eigenen Nutzungsverhalten sollten sie sich darüber bewusst werden, dass sie sowohl ein gutes als auch ein schlechtes Vorbild sein können.
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