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Die Dunkle Seite der Kommunikation

Kampf gegen Hass im Netz

von Anton, Simon und Moritz

Früher waren es Zeitungen, Flugblätter oder öffentliche Versammlungen. Heutzutage ist Hate Speech auf Tik Tok, Instagram und Co. zu finden. Doch wo ist die Grenze zwischen der gesetzlich festgelegten Meinungsfreiheit und strafrechtlich relevantem Hass? Welche Möglichkeiten haben jede*r Einzelne*r und die journalistischen Redaktionen, um Hass entgegenzuwirken? 

Kommunikation ist heutzutage dank des Internets kaum Grenzen gesetzt. Jede*r kann zu verschiedensten Themen seine Meinung öffentlich kundtun. Es ist so einfach wie nie zuvor Dialogen beizutreten. Was sich zuerst als unglaubliche Möglichkeit anhört, offenbart sich jedoch als Gefahr. Denn was geschieht, wenn jede*r seine Meinung, meist anonym, im Internet verbreiten kann? Hate Speech ist die unvermeidbare Folge, die aus dieser Entwicklung hervorgegangen ist. In diesem Blogbeitrag zeigen wir Euch, wie Ihr Hate Speech erkennt, damit umgeht und welche Rechte Ihr habt.  

Hate Speech – Eine Definition

Hate Speech (zu Deutsch: „Hassrede“) ist ein politisch geprägter Begriff, der vielen von euch schon über den Weg gelaufen ist. In unserer modernen Onlinewelt erfährt dieser Begriff eine zunehmende Aufmerksamkeit und kann sich in jeder Form des verbalen, schriftlichen oder symbolischen Ausdrucks äußern.  Ziel ist es, Gruppen aufgrund von Merkmalen, wie Rasse, Religion, Geschlecht, sexueller Orientierung und anderen Merkmalen zu verurteilen, zu diskriminieren und Hass Online zu verbreiten. Laut einer Forsa Umfrage von 2022, haben fast 80% der Befragten Personen schon Hate Speech im Internet gesehen.  

Rechtliche Lage von Hate Speech

Weltweit unterscheidet sich die rechtliche Lage von Hate Speech. In Deutschland ist Sie durch Gesetze und Regelungen geprägt, welche diskriminierende Äußerungen bekämpft. Darunter fallen verschiedene Paragrafen des Strafgesetzbuches, wie zum Beispiel; §130 StGB Volksverhetzung, §185 StGB Beleidigung, und vielen mehr.  

Auch wenn das Strafgesetzbuch bei der Verfolgung von Hate Speech oft hilft, solltet ihr beachten, dass in Deutschland Laut Artikel 5 des Grundgesetzes die Meinungsfreiheit gilt. Falls die Würde eines Menschen verletzt wird, darf es über kein anderes Gesetz oder Recht gestellt werden. Daher wahren die Paragrafen des Strafgesetzbuches eine Balance und schützen vor diskriminierenden Äußerungen. 

Was könnt Ihr tun, wenn Ihr selbst Opfer von Hate Speech werdet?

Als erstes solltet Ihr euch einen Überblick über die Situation verschaffen. Ist die Hate Speech gezielt an Euch adressiert? Kommt sie online oder gar per Briefpost? Enthält die Hate Speech drohende Inhalte und möglicherweise sogar persönliche Daten, wie beispielsweise eure Wohnadresse? 

Im Zweifelsfall solltet Ihr Hate Speech und vor allem konkrete Drohungen ernst nehmen! Drohungen sollten dabei möglichst nicht veröffentlicht werden, da sie sonst möglicherweise Nachahmer*innen ermutigen oder Ihren Zweck, Angst einzujagen, erfüllen. Es gibt zum Glück viele Anlaufstellen, an die Ihr euch wenden könnt, solltet Ihr Opfer von Hate Speech oder Drohungen werden. Websites wie reporter-ohne-grenzen.de oder no-hate-speech.de bieten die Möglichkeit euch in schwierigen Situationen zur Seite zu stehen.  

Hate Speech soll bei Betroffenen vor allem Angst einjagen.
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Darüber hinaus solltet Ihr euch als Opfer von Hate Speech, je nachdem ob Ihr noch zu Schule geht, studiert oder bereits berufstätig seid, an Vertrauenspersonen wie Lehrkräfte oder Tutor*innen, beziehungsweise im Beruf Eure Vorgesetzten wenden. Da Journalist*innen häufig Opfer von Hate Speech werden, gibt es in vielen Redaktionen Coachings oder psychologische Beratungen. Solltet Ihr in eurem Beruf viel in der Öffentlichkeit stehen, empfiehlt es sich eine Rechtsschutzversicherung abzuschließen, die Anwalts- und Gerichtskosten bei Klagen gegen Täter*innen übernehmen kann.  

Solltet ihr konkrete Drohungen erhalten, ist es in den meisten Fällen ratsam sich beim Landeskriminalamt (LKA) zu melden. Somit sind sie sich der Bedrohungslage bewusst und können euch im Ernstfall besser schützen. Sollte das Worst-Case-Szenario eintreten, also die Hate Speech und Drohungen nicht mehr nur online oder über Briefe stattfinden, sondern dass beispielsweise Täter*innen vor eurer Haustür stehen, müsst Ihr mit einem möglichen Umzug rechnen. 

10 redaktionelle Strategien gegen Hate Speech

1. Entschieden moderieren

Zielgerichtet moderieren, um eine sachliche Diskussion zu garantieren. 

2. Direkte Ansprache

Die Nutzer*innen auf ihr Fehlverhalten aufmerksam machen und dabei klar die herrschenden Regeln kommunizieren. 

3. Gegenrede stärken

Nutzer*innen mit konstruktiven Beiträgen ermutigen und sie beispielsweise als Ko-Moderator*innen einsetzen, um dadurch frühzeitig die Eskalation zu verhindern.

4. Aktionen gegen Hass

Beispiel: „Sag´s mir ins Gesicht“ von der Tagesschau. Der ARD-Aktuell Chefredakteur Kai Gniffke sucht live den Dialog mit Kritikern aus dem Netz. 

5. Dominanzgefälle verstehen

Hater*innen sind oftmals in der Unterzahl. Dies reduziert den Hass nicht, jedoch kann er Betroffene persönlich weniger angreifen.

6. Konstruktiver Journalismus

Statt mit reinen Fakten auf Konfrontationskurs zu gehen, lösungsorientierten Journalismus anbieten. 

7. Mensch-Maschine-Filter

Algorithmen und KI können offensichtlichen Hass im Vorhinein herausfiltern und somit Moderatoren entlasten. 

8. Ironie- und Zynismusfreie Zonen schaffen

Ironie oder Zynismus können auf der Schriftebene schnell falsch verstanden werden und eskalierend wirken. 

9. Ressourcen bereitsstellen

Die Moderation an geschulte Mitarbeiter ausgliedern, um die Redakteure zu entlasten. 

10. Respekt verschaffen

Bei Wiederholungen die Nutzer*innen bannen und gegebenenfalls strafrechtlich verfolgen. Beispiel: Die Initiative „Verfolgen statt Löschen“ der Landesanstalt für Medien NRW.

Weitere Quellen

https://www.tagesschau.de/inland/sags-mir-ins-gesicht-105.html

https://www.medienanstalt-nrw.de/zum-nachlesen/forschung/abgeschlossene-projekte/hasskommentare-im-netz-steuerungsstrategien-fuer-redaktionen.html

https://no-hate-speech.de/fileadmin/user_upload/NHS_Leitfaden_2021_RZ-1.pdf

https://neuemedienmacher.de/fileadmin/dateien/PDF_Borschueren-Infomaterial-Flyer/NotfallKits_NHS.pdf


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