Stirbt das Kino aus?

von Alina und Emma 

Netflix, Amazon oder Disney+? Alle Streaming Plattformen ermöglichen eine scheinbar grenzenlose Filmauswahl. Nie zuvor war ein Medium fähig mehr als 4600 Filme bereit zu stellen. Diese Auswahl und eine monatliche Gebühr ab etwa 8€ machen die Streamingdienste unschlagbar. Nichtsdestotrotz gibt es Kinos immer noch in beinahe jeder Stadt. Kinos, die weniger Auswahlbieten, dafür aber mehr kosten. Doch werden die Kinos so noch weiterhin überleben? 

Im Jahr 1895 war das Kino eine einzigartige Erfindung zur Unterhaltung[1]. Obwohl die Filme zu Beginn gerade einmal 3 bis 4 Minuten betrugen und zunächst weder Ton noch Farbe besaßen, waren die Menschen begeistert. Diese Form der Unterhaltung hatte es zuvor nicht gegeben. Seitdem ist das Kino fester Bestandteil unserer Gesellschaft. Und Obwohl der ursprüngliche Enthusiasmus durch beispielsweise durch die Erfindung des Fernsehers 1928 gedämmt wurde, hat das Kino bisher überlebt[2]. Aber kann es auch mit den heutigen digitalen Medien mithalten?

Zwei Menschen sitzen vor einem Flachbildfernsehen der das Netflix-Logo zeigt
Streamingdienste werden zur immer größeren Konkurrenz des Kinos. Bild: Pexels

Der Kampf gegen die digitalen Medien

Eins ist leider Fakt: Kinotickets sind nicht mehr derselbe Verkaufsklassiker, wie sie es früher einmal waren. Der Mitgründer der Cinemaxx Kinos Hans-Joachim Flebbe bietet einen Einblick in die Veränderungen. Die Branche habe sich, nach seinen Worten, in den letzten 25 Jahren halbiert[3]. Einfacher Grund: Streaming Plattformen wie Netflix oder Amazon Prime klauen die Kunden. Das Kino? Nicht mehr zeitgemäß und teuer. Wieso sollte man die bequeme Couch verlassen, um dann einen Film für 15€ zu gucken, der in wenigen Wochen für 4,99€ auf Amazon auszuleihen ist?

Auch Corona war kein Segen. Viele Kinos brachte der Erreger an den Rand des Bankrotts. Hilfszahlungen von Bund und Ländern waren zwar eine große Unterstützung, trotzdem war diese Zeit maßgeblich von Existenzängsten geprägt[4]. Zwischenzeitlich waren die Besucherzahlen im Vergleich zu 2019 um ca. 68% gesunken[5]. Mittlerweile haben sich die Kinos weitgehend erholt. Trotzdem bleibt ungefähr ein Drittel der Besucher*innen aus. Ein Rückgang von 25-30 Prozent an Kundschaft– das sei für jede Branche lebensbedrohlich, so Flebbe[6].

Der Massenbetrieb der Kinos ist also vorbei. Sie können gar nicht mehr so existieren, wie es früher der Fall war. Der Einfluss der neuen digitalen Medien zeigt sich auch im Kino. 

Gibt es Hoffnung?

Für uns steht fest: Das Kino ist nicht und wird auch noch lange Zeit nicht zum Tode verurteilt. Zwar zeigen die Kinos nicht mehr dieselben Besucherzahlen auf wie früher, doch trotzdem haben es viele geschafft, die Coronakrise zu überstehen. Das positive Ergebnis: Zuschauer:innen kehren in die Kinosäle zurück, lassen die Angst vor dem Virus hinter sich und können wieder unbeschwert und ohne Maske die Filme genießen. Allein im Jahr 2022 waren es durchschnittlich 0,93 Kinobesuche pro Einwohner – klingt wenig, ist aber das doppelte gegenüber 2020[7]. Diese Zahlen beweisen, dass das Kino nicht einfach durch Streaming Plattformen verdrängt werden kann. Viel mehr veränderte sich die Funktionsweise des Kinos. Früher gab es für die Menschen keine andere Wahl an Filme oder Unterhaltung zu kommen. Es war die einzige Möglichkeit. Heute ist das Kino eine von vielen Möglichkeiten und punktet vor allem durch die besondere Atmosphäre und als gemeinsame Aktivität. Die digitalen Medien haben den Umgang mit dem Medium Film verändert. Doch das heißt nicht, dass das Kino nicht auf eine neue Art und Weise von vielen Menschen wertgeschätzt wird. 

Gemeinsames Engagement fürs Kino

Genau diese Wertschätzung habe ich selbst auch vor ca. 2 Jahren erfahren. Das örtliche Kino in meinem Stadtteil, das Kino Solln, noch dazu das letzte im Münchner Süden, sollte geschlossen und durch Wohnungen ersetzt werden. Die Nachricht des bevorstehenden Aus mobilisierte viele Menschen, sich für den Erhalt des Kinos einzusetzen. Zunächst tauschten sich die Kinobesucher*innen in WhatsApp Gruppen aus, später wurde eine Petition gestartet und tausende Unterschriften gesammelt[8]. Das Ergebnis: Das Kino durfte bleiben und wird weiterhin von Kindern und Erwachsenen geliebt und besucht[9].

Fassen wir also zusammen: Wenn man nach den Zahlen geht, steht es gerade eher schlecht um das Überleben der Kinos. Doch die Begeisterung vieler Menschen gegenüber der Aktivität hat nicht nachgelassen. Kinos sind in unserer Gesellschaft etabliert und auch die Streamingdienste können die Atmosphäre in den Kinosälen nicht ersetzen. Wie das Kino Solln zeigt, sind die Menschen auch bereit für die weitere Existenz zu kämpfen. 


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