von Abigail und Josephine
Podcasts sind inzwischen aus dem audiovisuellen Medienraum nicht mehr weg zu denken. Influencer:innen, Journalist:innen und Privatpersonen bedienen sich alle an dem beliebten Medium, um mehr Reichweite zu generieren und persönlichere oder ausführlichere Einblicke in ihre Welt zu geben. Doch sind Podcasts über ein Kaffeekränzchen hinaus auch als Bildungsmedium geeignet? Oft wird versucht, Wissen in Podcasts zu vermitteln. Ob das jedoch erfolgreich ist, ist umstritten.
Wissen muss nicht trocken und langweilig sein, das haben wir spätestens in der Youtube-Era gelernt. Die Videos von damals werden von Podcasts aber noch einmal getoppt: Egal wo, egal wann, ein Podcast kann immer im Hintergrund laufen. Man muss nicht zusehen, kann also entspannt nebenbei putzen, oder sich mit neuem Wissen den Stau verkürzen. Es gibt nichts zu lesen, Hände und Augen sind also frei. Und es gibt vor allen Dingen keine Uhrzeit, zu der man einschalten muss. Podcasts sind ab dem Hochladen zu jeder Zeit abrufbar, sie werden asynchron gehört.1 Die abwechslungsreichen Arten über relevante Themen zu sprechen, setzen den Menschen hinter dem Mikrofon keine Grenzen: alleine oder zu zweit, komödiantisch oder ernst, mit Expert*innen-Meinungen oder Promi-Interviews. Das macht es für die Zuhörer*innen besonders spannend: Es gibt neue Meinungen und Perspektiven zu entdecken, der Horizont wird erweitert und der Blick für Themen geschärft und das, obwohl man nichts weiter tut, als zuhören. Die Themengebiete sind beinahe unendlich, für jede Niesche ist ein Podcast dabei. Zudem fordern Podcasts Interaktion, regen zum Mitdenken und Meinung sagen an. Einige Plattformen bieten inzwischen sogar die Möglichkeit der direkten Kommentare unter einer Podcastfolge. Der Austausch, der dadurch stattfinden kann, bringt ebenfalls neue Einblicke und vielleicht weiteres Wissens.
Das ist doch von Vorgestern – Wenn Wissen veraltet
Vor allem bei Bildungspodcasts ist es relevant, dass sie aktuell sind. Wissen entwickelt sich, die Forschung macht Fortschritte, alte Erkenntnisse werden revidiert. Podcastfolgen sind immer auch ein Abbild des aktuellen Weltgeschehens, eine auditive Zeichnung unserer Zeit. Ein Jahr später kann der Wissensstand ganz anders und der Inhalt des Podcast veraltet sein.2 Bei einer im Internet veröffentlichten Audiodatei ist es allerdings schwierig, Gesagtes zurückzunehmen oder zu verändern. Wenn Fehlinformationen jedoch immer noch online sind und weiterhin gehört werden, kann das negative Auswirkungen haben.
Obwohl sie scheinbar für jeden erreichbar sind, bereitet das Finden von Podcasts für manche Altersgruppen dann doch Schwierigkeiten. Anders als Bücher, mit denen man bisher sein Wissen erweitern konnte, benötigt man für das Abrufen von Podcasts Internetzugang. Nicht jede ältere Person hat diesen und selbst wenn, häufig scheitert es an der Bedienung des Geräts. Die Wissensvermittlung über Podcasts schneidet also einen großen Teil unserer Gesellschaft mehr oder weniger aus. Die Zielgruppe sind Senior:innen ohnehin nicht. Ob sie, die Anfangshürden überwunden, letztendlich also Gefallen an den Audiodateien finden würden, bleibt fraglich.
Schon gehört? – Schulbücher sind out
Ist es nun also denkbar, dass in naher Zukunft statt Frontalunterricht Podcast-Stimmen aus den Klassenzimmern zu hören sind? Wohl kaum. Die Podcast-Szene wird zwar immer größer, doch die Schwierigkeiten, sie in den Unterricht zu integrieren oder gar als Hausaufgaben aufzugeben, sind immens. Noch immer hat nicht jede*r Schüler*in den Zugriff auf ein eigenes digitales Endgerät, weshalb es den Unterschied des Lernfortschrittes der Schüler*innen vergrößern würde. Noch dazu ist es zeitlich aufwändig wirklich lehrreiche und qualitativ hochwertige Podcasts aus dem riesigen Angebot heraus zu filtern.3 Aktive Teilnahme und lebendige Gespräche sind zudem förderlicher, um neues Wissen zu verstehen und vertiefen. Stattdessen bietet sich an, selbst Podcasts herzustellen, um den Wissensstand von Schüler*innen zu verfestigen.
Anders sieht es allerdings bei Studenten aus: Die digitalen Möglichkeiten sind im Student*innenalter häufig fortgeschrittener. Außerdem gibt es in der Uni einen größeren Pool an abzudeckenden Themen sowie Zeit und Möglichkeiten verschiedenste Gebiete zu erforschen und vertiefen.
Der Lerneffekt von Podcasts ist also durchaus gegeben und bietet sich als Ergänzung zu den üblichen Unterrichtsmethoden an. Völlig ablösen wird das Medium Podcast sie wohl jedoch nicht.
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