von Aylin, Melanie, Melissa und Fiona
„Und die Bitches heute wollen Jungfrau bleiben, zwei Optionen, Arsch oder Mund auf, Kleines“ (Dynamit von Farid Bang und Kollegah, 2012). Sexismus im Deutsch Rap. Frauen werden verbal angegriffen, wie nutzlose Gegenstände behandelt, aufs Geringste reduziert. Die Kampagne #unhatewomen setzt genau da an. Sie zeigt auf, wie tagtäglich klischeehafte, veraltete Frauenbilder in der Deutsch Rap Szene in die Welt getragen werden. Doch die Texte sollten hinterfragt werden, müssen hinterfragt werden.

Nicht nur in Rap Texten sind Sexismus und frauenfeindliche Darstellungen vorhanden. In Musikvideos vor und hinter der Kamera, sowie Musiktexten spielen Geschlechterrollen und stereotypische Visualisierung und Verbalisierung ins besondere von Frauen eine tragende Rolle. Wir wollen euch zeigen, wo sexistische Darstellung von Frauen in der Musikbranche auftritt.
Frauen werden nicht nur vor der Kamera dargestellt, sondern bewegen sich auch gerne dahinter.
Songwriterinnen und Producerinnen werden in der Musikbranche oft übersehen. Sie verdienen laut dem Musikinformationszentrum im Durchschnitt zwischen 20% bis 24% weniger als ihre männlichen Kollegen. Die Band Gurr berichtet, dass sie bei Auftritten sogar für Fans gehalten werden.
Durch Geschlechterrollen trauen sich viele junge Mädchen nicht etwas Neues auszuprobieren vor allem wenn es nicht dem Stereotyp „Frau“ entspricht. Frauen, die sich durch soziale Stereotype in den sozialen Medien präsentieren, werden dort stärker kritisiert als Männer. Umgekehrt erhalten Frauen, die sich nicht durch Stereotype ihres Geschlechts präsentieren, stärker negative Rückmeldung, als jene die sich durch Stereotypen präsentieren.
Ein Beispiel dafür ist Sängerin, Songwriterin und Producerin Doja Cat, welche sich die Haare und Augenbrauen abrasiert hat. Sie erhielt auf sozialen Medien eine Vielzahl an negativen Reaktionen und ihr wurde vorgeworfen sie habe einen mentalen Nervenzusammenbruch und hätte angefangen Drogen zu nehmen. Frauen sind aufgrund ihres XX Chromosoms nicht gleich „sanft“, „passiv“, „unentschlossen“ oder „unselbstständig“ wie es die Auflistung der Geschlechtsrollenstereotype für Frauen im Buch von Hartmut Kasten aus dem Jahr 2003 beschreibt. Wie soll man sich als Frau beweisen, wenn man in männlich dominierten Bereichen nicht den Rückhalt und die Förderung hat? Eine Studie aus dem Buch Weiblich – Männlich zeigt, dass Frauen generell sprachbegabter sind als Männer. Wieso dominieren Männer dann die Industrie? Es braucht weibliche Vorbilder, damit auch andere Frauen den Mut haben, ihre Begabung auszuüben.
Visuelle Darstellung und Repräsentation
Auch in Musikvideos und Werbung gibt es eine besondere Art Geschlecht und dadurch auch die Rolle der Frau zu visualisieren. Die Kulturwissenschaftlerin Ute Bechdolf meint in diesem Zusammenhang auch, dass beim Anschauen von Musikvideos „Geschlecht, bewusst und unbewusst, eine enorme und vielfach dominante Rolle spielen kann“. Dabei wird die Darstellung von den normativen Geschlechtern männlich und weiblich bewusst genutzt, um ein bestimmtes Bild davon zu repräsentieren. Entweder als eine Art Ordnung und Positionierung, wobei sich Produzent*innen häufig an geschlechtsspezifischen Stereotypisierungen bedienen. Oder aber um gezielt die Geschlechterrollen aufzubrechen. Ein Beispiel hierfür ist das Musikvideo zu „Justify My Love“ von Madonna aus dem Jahr 1990. Wenn wir uns jetzt wieder auf die Rolle von Frauen konzentrieren, stellt sich zusätzlich auch die Frage, von wem die Art der Repräsentation bestimmt wird. Ist es eine Art Selbstpräsentation der weiblichen Person oder hat jemand anderes entschieden, in welcher Weise die Frauen inszeniert werden. Das ist meistens schwer zu erfassen und bei jeder Musik- und Werbeproduktion anders.
Sprachliche Darstellung der Frau in Songtexte
Wenn man sich den Hiphop von männlichen Künstlern anhört, dann wird schnell klar, dass diese sehr auf übertriebene Männlichkeit und sehr ausgeprägte Geschlechterrollen setzen. Und gerade deswegen ist auch der Sexismus in diesem Bereich soweit ausgeprägt. Zum einen wird dies getan um zu erschrecken und zu empören, zum anderen sind diese für manche komplett widerwertigen Aussagen aber ernst gemeint. Rapper benutzen dann oft das abwertende Wort „Bitch“ um Frauen zu beschreiben, mit denen sie in einer Beziehung sind oder sie werden als „Hoe“ bezeichnet. Mit Worten wie „Die Bitch muss bügeln, muss sein. Wenn nicht, gibt’s Prügel, muss sein“ (aus Kurdo & Majoe’s Charlie Sheen, 2017) oder „Will keine Frauen, ich will Hoes. Sie müssen blasen wie Pros.“ (aus Fler’s Fame, 2020) machen sich zwei Merkmale der sprachlichen Darstellung von Frauen noch einmal sehr bemerkbar: das Merkmal der Einschachtelung der Frau in traditionelle Geschlechterrollen und das widersprüchliche Merkmal der übertriebenen Sexualisierung und Verdinglichung der Frau als Sexobjekt. Diese zwei Merkmale stellen ein großes Problem dar, denn der HipHop ist gerade für Jugendliche im Trend und beeinflusst deren Auffassung von Frauen und auch Männern durch die stetige Wiederholung der schädigenden rigiden Geschlechterrollen. Die Jugendlichen, die den „coolen“ und „realen“ HipHop aufnehmen und seine Aussagen verinnerlichen, könnten so auch den Sexismus, den seine Songtexte ausdrücken, aufnehmen und verinnerlichen.
„Es ist Kampfgeschrei, was nachts aus unsrem Schlafzimmer dringt, weil dank mir in deinem Gleitgel ein paar Glassplitter sind“ (Fick mich Finch von Finch Asozial). Um sich gegen diese Realitätsstiftende Worte zu stellen, setzt sich die Kampagne #unhatewomen für die Sensibilisierung solcher Texte ein und will so gegen Frauenverachtung im Netz und auf der Welt vorgehen. Hier der Link dazu: https://www.unhate-women.com/de/
Zusammenfassend sollte hier gesagt werden, dass nicht nur im HipHop solche Songtexte vorhanden sind, sondern der Sexismus auch im Rest der Musikbranche weitverbreitet ist. Diese wird fast komplett von Männern dominiert und so lange diese Diskrepanz zwischen männlichen und weiblichen Künstlern und Produzenten besteht und Frauen weiterhin Opfer von Unterdrückung und Diskriminierung in der Musikbranche bleiben, ist es schwer demgegenüber optimistisch zu bleiben. Kampagnen wie #unhatewomen werden so zu einem wichtigen Lichtblick für alle Frauen in der Branche.
Quellenverzeichnis:
BuzzFeed. „Doja Cat shaved her head, and now people are claiming she’s having a mental breakdown“. Yahoo News, 11. August 2022, https://news.yahoo.com/just-because-woman-shaves-her-230832711.html?guce_referrer=aHR0cHM6Ly93d3cuZ29vZ2xlLmNvbS8&guce_referrer_sig=AQAAAIICyLZMlyFcTHlAglgIR8ZoeXe1PqVCI-LNbmbVS35nbnR7cRtcbq_DVyzL9p9YLIAZEK3IaXewNMoYzPX4XqrV58NkabVdaIw-eUVd70A6g1ravz522NSoJpnS-dVpJzY0h6AZzBvOrzpRVMM87mxbn8rsXzIyS2OjbnWSUT7K&guccounter=2 . (20.01.2024 10:22 Uhr)
Bechdolf, U. (1999). Verhandlungssache ‘Geschlecht’: Eine Fallstudie zur kulturellen Herstel-lung von Differenz bei der Rezeption von Musikvideos. In Kultur — Medien — Macht (S. 213–226). VS Verlag für Sozialwissenschaften.
Helms, D., & Phleps, T. (2003). Clipped Differences: Geschlechterrepräsentationen im Musikvi-deo (D. Helms & T. Phleps (verst.), Hrsg.). transcript Verlag.
-Kasten, Hartmut. „Weiblich – männlich“. 2003, https://books.google.de/books?hl=de&lr=&id=Az-6EAAAQBAJ&oi=fnd&pg=PA4&dq=info:rUu2VuwLiMIJ:scholar.google.com/&ots=RkiS7XHgby&sig=o2iQ1X6MTj0g50fPVRcNT0fZNf4#v=onepage&q&f=false (18.01.2024 11:45 Uhr)
Nier, H. (o. J.). Nicht mehr ganz so sexualisiert, trotzdem stereotyp. Statista Daily Data. Abgeru-fen 23. Januar 2024, von https://de.statista.com/infografik/11990/frauenbild-in-der-werbung/
-Nylon. „Traumjob Musikproduzentin: Diese 7 Power Producerinnen solltet ihr kennen“. NY-LON, 5. März 2020, https://nylonmag.de/musikproduzentin-liste-producerinnen-business/. (18.01.2024 15:40 Uhr)
-Rundfunk, Bayerischer. „Neue Studie zu Profimusikern: Freiberufler und Frauen verdienen schlechter“. BR-Klassik, 18. April 2023, www.br-klassik.de/aktuell/news-kritik/studie-professionelles-musizieren-in-deutschland-mahnt-zu-besserer-bezahlung-100.html. (18.01.2024 15:33 Uhr)
-#UNHATEWOMEN. (o. J.). Unhate-women.com. Abgerufen 24. Januar 2024, von https://www.unhate-women.com/de/
Wilhelm, Claudia und Sven Joeckel. „Gendered Morality and backlash Effects in online dis-cussions: An experimental study on how users respond to hate speech comments against women and sexual minorities“. 31.Juli.2018 , https://link.springer.com/article/10.1007/s11199-018-0941-5. (20.01.2024 10:20 Uhr)
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