Zwischen Overheadprojektor und Internetpornografie: Braucht jede Schule eine*n Medienpädagog*in?

von Christina, Lena, Sophie und Anna-Lena

In einer Zeit, in der Kinder und Jugendliche täglich mit einer Vielzahl von Herausforderungen wie Cybermobbing, Fake News, jugendgefährdenden Inhalten, Viren und vielen weiteren Bedrohungen im Internet konfrontiert sind, stellt sich die Frage, ob es sinnvoll ist, Medientraining an Schulen einzuführen.

Seit der Corona-Pandemie und der damit verbundenen, immer stärkeren Nutzung von Online-Medien und digitalem Unterricht, scheint es doch umso wichtiger, die Kinder frühzeitig auf etwaige Gefahren im Internet und den allgemeinen Umgang mit Medien vorzubereiten. Die Digitalisierung schreitet immer schneller voran, Medienkompetenz gehört mehr denn je zu unserem alltäglichen Leben – sollte nicht gerade deshalb die Medienbildung ebenso zur unverzichtbaren Schulbildung gehören, wie die Fächer Mathe, Deutsch und Englisch? Zudem lässt die Medienausstattung an den Schulen zu wünschen übrig: Overheadprojektoren und längst überholte Computer und Beamer gehören immer noch zur Standard-Ausrüstung in den Unterrichtsräumen. Die Begründungen sind meist dieselben: es fehlen Mittel und Fachkräfte.

Mössingen als Vorreiter für Medienkompetenz in Baden-Württemberg

Die Overheadprojektoren sind am Evangelischen Firstwald Gymnasiums in Mössingen zwar noch zu finden, rücken seit dem Schuljahr 2019/20 aber immer mehr in den Hintergrund. 
Zeitgemäßes Lernen soll hier neben dem allgemeinen Bildungsauftrag erlernt werden, weshalb in Mössingen 2019 zwei siebte Klassen mit Tablets ausgestattet wurden. Schüler*innen sollen sich in der schnell verändernden Welt orientieren können und fähig sein, die Medien im Alltag und im Berufsleben richtig einzusetzen

„Neben der Technisierung der Schule, also der Ausstattung mit digitalen Geräten, muss Digitalisierung ein selbstverständlicher Teil von Lehr- und Lernprozessen werden“

Kultusministerium Baden-Württemberg

Auch die Medienethik kommt dabei nicht zu kurz, denn es wird den Schüler*innen außerdem nähergebracht, welche Möglichkeiten der privaten Nutzung sie haben und welche Gefahren im Internet lauern können. 
Zusätzlich werden in Mössingen für alle Schüler*innen von ausgebildeten Lehrer*innen-Teams Methoden der Medien nähergebracht. Hier behandeln die Klassen Themen wie:

  • Prüfung und Beurteilung von Quellen
  • Umgang mit Fake News
  • Reflexion über den Medienkonsum
  • Umgang mit Stress, Leistung und Druck
  • Medienrecht
  • Medienethik

„Der Digitalpakt gewinnt zunehmend an Fahrt und erreicht immer mehr Schulen.“ 

Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger

Programme wie in Mössingen können funktionieren. An der Umsetzung in den Schulen gibt es trotz des 2019 verabschiedeten „Digitalpakts“ weiterhin Probleme. Das Förderprogramm des Bundes umfasst 6,5 Milliarden Euro bis 2024, der Bedarf nach Digitalisierung in den Schulen Deutschlands ist damit allerdings noch lange nicht gesättigt. 

Besonders, da das Ziel nicht sein sollte, Lehrer*innen und Schüler*innen digitale Endgeräte lediglich an die Hand zu geben und sie anschließend sich selbst zu überlassen. Doch wie soll das gelingen, wenn die Gelder für die Ausstattung von digitalen Endgeräten für Lehrer*innen und Schüler*innen fast komplett ausgeschöpft ist? Der Geldtopf für die IT-Administration hingegen ist nahezu unberührt. Logisch eigentlich – denn wer soll sich in den Schulen darum kümmern, wenn es keine Expert*innen dafür gibt?

Laut dem Professor für Medienwissenschaft Bernhard Pörksen „müsse man in den Schulen ein Fach einführen, das Medienmündigkeit lehrt“ – also den Umgang mit Medien. Fake-News und Cybermobbing sind Probleme, mit denen Schüler*innen fast täglich konfrontiert sind – der Umgang damit wird ihnen dann allerdings meist selbst überlassen. Aufgrund des straffen Lehrplans, dem deutschlandweiten Lehrer*innenmangel und der Diversität der Klassen, haben Lehrkräfte kaum Zeit den Schüler*innen Medienkompetenz beizubringen. 

Denn trotz der bisher 2,3 Milliarden ausgezahlten Euro, sagen laut einer Umfrage für das deutsche Schulbarometer im April 2021, 66 % der befragten Lehrkräfte, dass die Ausstattung ihrer Schulen mit digitalen Medien weniger gut bzw. schlecht ist. Es gibt also noch deutlich Luft nach oben! 

Wie kommt Deutschland aus dieser Phase der digitalen Pubertät heraus?

Diese Lücken müssen von der Politik geschlossen werden – dabei wären ausgebildete Fachkräfte und Medienpädagog*innen von großer Hilfe. Medien werden und sind in unserer heutigen Gesellschaft Teil des alltäglichen Lebens. In unserer heutigen Gesellschaft sind Medien ein integraler Bestandteil des täglichen Lebens, und die zunehmende Nutzung des Internets durch Kinder macht die Förderung von Medienkompetenz umso essenzieller. Angesichts der zunehmenden Herausforderung im digitalen Zeitalter, scheint die Einführung von Medientraining an Schulen sinnvoll. Die Erfahrungen in Mössingen zeigen, dass die Integration von digitalen Endgeräten und fundiertem Medienunterricht möglich ist. Die Einrichtung eines Digitalpakts ist ein Schritt in die richtige Richtung, allerdings sind auch weiterhin Anstrengungen vor allem in Bezug auf die IT-Administration und die Einstellung von ausgebildeten Medien Fachkräften erforderlich, um Medienmündigkeit als Bestandteil der schulischen Bildung zu integrieren. 

Die Frage nach eine*n Medienpädagog*in ist komplex, aber zweifelsohne sinnvoll und bedarf einer durchdachten Umsetzung. Um diese Thematik genauer zu erfassen, haben wir eine Umfrage entwickelt, die uns in Zukunft besser fundierte Antworten ermöglichen könnte. Zum Teilnehmen einfach auf das Icon klicken!

Quellen:

Deutsches-Schulportal.de (08.11.23): „Digitalisierung. Das Geld aus dem Digitalpakt Schule ist verplant – wie geht es weiter?“. Online aufrufbar unter: https://deutsches-schulportal.de/bildungswesen/was-hat-der-digitalpakt-schule-bislang-gebracht/ [zuletzt aufgerufen am 30.11.23]


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