Öffentlich-rechtliche vs. Private Medien: Die zwei Säulen des deutschen Mediensystems im Vergleich

von Fiona, Emily, Aylin, Melanie, Melissa und Alina 

Frisch nach Tübingen gezogen gehen wir alle früher oder später zum Einwohnermeldeamt, um uns als Tübinger*innen anmelden zu lassen. Einige Wochen nach dem Termin bekommen wir dann den Brief der Briefe: Bitte bezahle deinen Rundfunkbeitrag für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Aber: Warum müssen wir diesen Beitrag überhaupt bezahlen? Und was unterscheidet die öffentlich- rechtlichen Medien von privaten Medienhäusern?

Zuallererst müssen wir hier erstmal klären, was öffentlich-rechtliche und private Medien überhaupt sind. Öffentlich-rechtliche Medien sind alle Radio- und Fernsehsender, für die wir monatlich einen Beitrag zahlen müssen. Diese versorgen uns mit einem Grundlevel an Informationen und Unterhaltung. Die Öffentlichkeit dieser Medien ist für unsere Demokratie zentral, denn sie sind das Mittel, mit dem wir unser demokratisches Miteinander betrachten können und über welches wir als Gesellschaft miteinander diskutieren können. Dies ist gerade mit den Erfahrungen aus dem Nazi-Regime wichtig. Heute soll der öffentlich-rechtliche Rundfunk der Gesellschaft als Ganzes dienen und weitestgehend alle Interessen, Sichtweisen und Meinungen berücksichtigen. Auch muss er sich an den Meinungen und Interessen von Minderheiten orientieren und darf sich nicht nach Kommerz oder hohen Quoten richten. Sie entsprechen nicht der Marktlogik und streben nicht nach Gewinn.

Im Gegensatz zu diesen für jeden zugänglichen öffentlich-rechtlichen Medien stehen die privaten Medien. Diese bilden eine zentrale Rolle im Rundfunksystem Deutschland. Sie werden von privaten Medienvertreibern angeboten und durch Werbung oder Sonderzahlungen finanziert. Eine Konkurrenz für die öffentlich-rechtlichen Medien zu haben ist wichtig, denn die privaten Medien vertreten alternative Meinungen, die in den öffentlich-rechtlichen Medien nicht berücksichtigt werden. 

Wer ist also das Rundfunksystem und seit wann gibt es die unterschiedlichen Parteien?

Eine blaue Deutschlandkarte auf der die Gebiete der jeweiligen öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten verzeichnet ist
Karte des Länderrundfunks. Quelle: ARD

Als „Vater des Rundfunks“ gilt Hans Bredow, der diesen schon vor dem zweiten Weltkrieg eingeführt hat. Er wollte einen Rundfunk, der unabhängig vom Staat mit einheitlicher Rundfunkstruktur ist. Schließlich wurde dann am neunten Juni 1950 die ARD gegründet, bestehend aus neun Landesfunkanstalten. Kurze Zeit später entstand 1963 als konservatives Gegengewicht das ZDF, also das zweite Deutsche Fernsehen.  Ein weiterer Bestandteil ist das Deutschlandradio. Das wurde erst später, nämlich Anfang 1994 gegründet und besteht heute aus drei Programme, die in ganz Deutschland ausgestrahlt werden. Zu guter Letzt gibt es noch die Deutsche Welle, eine internationale Medienorganisation. Besonders: Sie wird in mehreren Sprachen, multimedial veröffentlicht und zusätzlich von Steuergeldern finanziert.

Den öffentlich-rechtlichen Rundfunk bilden also die ARD, ZDF, das Deutschlandradio und die Deutsche Welle. Aber in unserer Medienlandschaft gibt es noch mehr. Wer gehört alles dazu?

Der Januar 1984 ist der Startschuss für den privaten Rundfunk, da strahlte die Programmgesellschaft für Kabel- und Satellitenrundfunk (PKS) zum ersten Mal aus. Heute ist diese unter der ProSieben Sat.1 Media AG bekannt, eines der zwei größten privaten Sendehäuser in Deutschland. Das zweite große Unternehmen ist die RTL Group, welches international agiert und nur sehr kurze Zeit nach der PKS 1984 ausstrahlte. In der darauffolgenden Zeit gründeten sich sehr viele weitere Sender und Programme. 

Wie finanzieren sich unsere Medien?

Der öffentlich- rechtliche Rundfunk finanziert sich über die Rundfunkgebühren, was durch den Rundfunkbeitragsstaatsvertrag gesetzlich geregelt ist. Generell gilt: 1 Haushalt, 1 Beitrag. Aber auch Unternehmen, Institutionen oder andere Einrichtungen bezahlen die Gebühren.

Seit dem 20.Juli 2021 sind das 18,36 Euro pro Monat. Wo hin unser ganzes Geld läuft, sehen wir in diesem Bild: 

Ein Kreisdiagramm das die Anteile des Rundfunkbeitrags auf ARD, ZDF, Deutschlandradio und Landesmedienanstalten zeigt
Die Aufteilung des Rundfunkbeitrags. Quelle: ARD

Aufgepasst: es ist möglich aus sozialen und gesundheitlichen Gründen von der Zahlung befreit zu werden zum Beispiel, wenn wir Studierende BAföG erhalten oder Berufsausbildungsbeihilfe, aber auch Personen die blind, taubblind oder gehörlos sind. Ausgeschlossen ist jedoch der Auslandsender „Deutsche Welle“. Dieser wird nicht über den Rundfunkbeitrag, sondern über Steuergelder finanziert.

Wir kennen sie alle: Die Werbepausen im Fernseher. Doch private, unabhängige Sender können sich so finanzieren. Klassischerweise generieren sie ihre Einnahmen werbefinanziert. Zusätzlich zählen auch Pay-TV und Teleshopping-Formate sowie Sponsoring oder Spenden bei Nicht-kommerziellen Anbietern zur Finanzierung. Generell gilt eine Finanzierungsfreiheit, heißt jeder Sender kann seine eigene passende Finanzierungsmethode finden. Einerseits wendet sich Werbung im Free TV so auf den Massengeschmack, kann gezielt von Geldgebenden beeinflusst werden und möglicherweise eine hohe Verbreitung generieren. Andererseits haben private Medien die Chance ihre Werbung so zu gestalten, dass sie eine spezifische Nische abseits des Mainstreams erreichen.

Und welches Publikum möchten die verschiedenen Medien erreichen? 

Die öffentlich-rechtlichen haben im Vergleich zu privaten Medien ein jüngeres Publikum. Das macht Sinn, wenn man bedenkt, dass zu den öffentlich-rechtlichen Kinderkanäle wie Kika gehören und dass man als einzelner nicht für die Unterhaltung zahlen muss. Die privaten Medien kann man pauschal zu keiner Altersgruppe zuordnen, da es durch private Akteur*innen eine größere Auswahl an individuellem Content/Medien gibt. Es gibt also für Groß und Klein interessantes. Wer beispielsweise einen Beitrag über Skateboarden schauen möchte, kann seinen Wunsch in den privaten Medien ausleben.

Was ist also wichtig?

Zusammenfassend kann man also über die öffentlich-rechtlichen und privaten Medien sagen, dass sie viele Gemeinsamkeiten, aber auch ausschlaggebende Unterschiede haben, ohne die unser deutsches Mediensystem gar nicht erst funktionieren würde. Unvoreingenommene Informationen sind uns durch die öffentlich-rechtlichen Institutionen gesichert. Wir brauchen in unseren Medien vor allem viel Diversität und konstruktiven Meinungsaustausch bei dem jede*r angesprochen und repräsentiert wird, damit wir nicht in einseitige und damit unzurechnungsfähige Medienlandschaften zurückfallen. 

Quellen

Grimberg, S. (2020). Öffentlich-Rechtliche Medien: Was ist das, welche gibt es, und braucht es so viele Sender? Öffentlich-Rechtliche Medien. Auskunft zu einigen häufig gestellten Fragen  https://www.boell.de/de/2023/03/15/oeffentlich-rechtliche-medien-was-ist-das-welche-gibt-es-und-braucht-es-so-viele-sender (Stand:01.12.2023)

Priesching, D. (2023.8.22) Europas öffentlich-rechtliche Medien leiden unter Zuschauerschwund. DERSTANDARThttps://www.derstandard.de/story/3000000183874/europas-oeffentlich-rechtliche-medien-leiden-unter-zuschauerschwund (Stand: 01.12.2023)

Wilke, J. (2009). Die zweite Säule des ‚dualen Systems‘. Privater Rundfunk. APuZ. Aus Politik und Zeitgeschichte 9–10/2009, S.12−13.

Hermann, K. (2013.08.16) Die Finanzierung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Springer link. https://link.springer.com/article/10.1007/s10273-013-1564-7 (Stand: 12.12.2023)

Beater,A. (2017.08.19) Die Finanzierung von Print- und privaten Telemedien aus rechtlicher Sicht. AfP. https://www.degruyter.com/document/doi/10.9785/afp-2017-0402/html (Stand: 12.12.2023)


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